Donnerstag, 7. April 2011

REMEMBER: "DER BLONDE HANS"

VOGEL & AAL AM HANS ALBERS PLATZ

Es ist ein wunderschöner, sonniger Morgen. Aale räkeln sich in kleinen Pfützen, Tiegervögel sitzen in dichten Rhododendronbüschen und singen fröhliche Lieder. Wasservögel tummeln sich auf Seen und Bächen und Bäume wiegen sich im Wind. Hier auf dem Ohlsdorfer Friedhof, dem größten Parkfriedhof der Welt, mitten in Hamburg gelegen, scheint die Welt noch rund zu sein: doch der Schein trügt. 
In der folgenden Nacht des Jahres 1986, am 17. August um genau zu sein, wird diese Idylle nämlich jäh gestört: mehrere vermummte Subjekte dringen unautorisiert in das ca. 400 Hektar große Areal ein und machen sich in Planquadrat Y 23 an einem prominenten Grab zu schaffen. Es handelt sich um das Grab Nr. 245 - 254. Sie entfernen die schwarze Marmorplatte und schleifen sie durch den Park. Dabei hinterlassen sie deutliche Spuren. Unter Stöhnen und Schnaufen hieven sie die Platte über die Friedhofsmauer, um sie dann auf die Ladefläche eines Kleinlasters zu wuchten.

Die Bekennergruppe Hans Albers: sind Tiegervogel und Aal Fatal mit von der Partie?

Am folgenden Tag klingelt das Telefon in Deutschlands berümtester Polizeiwache, dem Polizeikommissariat 15 am Spielbudenplatz, besser bekannt als die Davidwache. Jan Fedder persönlich nimmt diesen Anruf entgegen, als sich ein Unbekannter mit verstellter Stimme meldet: " Achtung, Achtung, hier spricht die Bekennergruppe Hans Albers. Um auf den verwahrlosten Zustand des Hans Albers Platzes aufmerksam zu machen, haben wir den Grabstein vom blonden Hans ausgegraben und dorthin gebracht!" 
Und tatsächlich: als die Kollegen Matthies und Krüger den Ort des Geschehens betreten, lehnt eine schwere Marmorplatte am Eingang des ehemaligen Luftschutzbunkers im Herzen von St. Pauli. Die beiden rufen die echte Polizei, welche die Platte schließlich sicherstellt. 
Wer hinter diesem gemeinem Attentat steckt, ist bis zum heutigen Tage nicht eindeutig geklärt: händelt es sich um gewaltbereite Anhänger der Hans Albers-Bewegung aus dem Gängeviertel? Oder vielleicht Tigervogel & Aal Fatal um auf ihre Kiez Tour mit Musik aufmerksam zu machen? Oder waren es Jörg Immendorf und seine Mannen, dem bekannten Künstler, der zu dieser Zeit Inhaber des La Paloma ist? 
Nun, man weiß es nicht. Letzteres wäre aber nicht unwahrscheinlich, denn schließlich hat Immendorf die Bronzestatue unter der Auflage der Stadt Hamburg übergeben, daß der Hans Albers Platz neugestaltet würde. Das war im Jahre 1986 gewesen. Und es war nichts geschehen. Bis Immendorf dann 1997 schließlich die Faxen dicke hat und  die Skulptur abbauen läßt, um sie in sein Düsseldorfer Atelier zu schaffen. Und in Düsseldorf steht sie bis heute, die original Hans Albers Statue von Immendorf: mittlerweile im "Medienhafen" im Stadtteil Bilk, Kaistraße 16. 
Und das, was wir heute auf dem Hans Albers Platz bewundern können, das ist ein Abguss des Originals, den die Stadt Hamburg 1999 bei Immendorf in Auftrag gegeben hat. Denn das Original wollte er nicht mehr rausrücken, da blieb er eisern. 

Vogel und Aal bereiten sich auf die Kiez Geh Rock Revue vor

Doch diese Geschehnisse beeindrucken die meisten Tiere auf dem Ohlsdorfer Friedhof wenig. Dort nehmen die Dinge ihren Lauf: die Eichhörnchen sind mal wieder auf der Suche nach ihren Nahrungsdepots, von denen sie nur ca. 40% wiederfinden, und auch der Vogel und der Aal können sich nicht mehr genau erinnern, wo sie ihren Algenschnaps zuletzt vergraben haben. Der Tag neigt sich jedoch dem Ende zu und so schnappen sie sich ihre Gitarren und machen sich fertig für die nächste Kiez Geh Rock Revue.
Und Hans Albers, dessen letzte Ruhestätte ist weiterhin Ohlsdorf. Gestorben ist allerdings er am Starnberger See, am 24.07.1960. Doch er wollte auf jeden Fall nach Hamburg zurück, denn: "Heimat ist da wo man stirbt", hat der blonde Hans gesagt, "nicht da wo man lebt. Bayern ist ein wunderschönes Land, aber ich möchte nicht als ein kleiner Otto in Tutzing auf dem Friedhof liegen. Und wenn ich mal dran bin, dann soll es in Hamburg sein!“

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